Dr Google

Jetzt muss ich grad so vorm Einschlafen an meinen Gynäkologen denken. Das is nicht was, was ich eigentlich mach. Aber hey, Gedanken.. man kennt das ja, mal hierhin mal dorthin. Möglicherweise hats was damit zu tun, dass ich grad zur Kontrolle bei ihm war. Was mir jetzt jedenfalls einfällt, dass mir aufgefallen ist: Je älter ich werd, desto jünger kommt mir der vor. Weil ich mir dann überlegt hab, dass ich da ja auch schon wieder seit irgendwas an die zehn Jahre hinlatsch eigentlich. Wir kennen uns also eine ganze Weile. Das kommt einem nur nicht so vor, weil man den ja ohne Schwangerschaft oder Schlimmerem – quasi im Normalfall – nur so knapp zweimal alle anderthalb Jahre trifft plusminus. Und wenns mir schon so geht, wo er ja mein einziger Frauenarzt ist, bei ihm natürlich zum Quadrat. Drum würd ich das auch nicht mit ihm besprechen, also dass er gut altert oder meine Wahrnehmungsveränderung bezüglich weißhaariger Männer über die letzte Dekade. Wär zu schräg irgendwie. Witzig eigentlich, dass ich da mit gespreitzten Beinen vor ihm sitze und er mir diverse Gerätschaften einführt, wird gar nicht in Frage gestellt. Das ist völlig normal. Also eh, is es ja auch zum Glück. Oder hoffentlich, also mir wär jetzt fix nicht geholfen, wenn ich das Gefühl hätt, er findet die Situation schräg und drum kommt mir selber das auch aktiv nicht komisch vor. Außer, wenn ich genauer drüber nachdenk. Aber dann kommt einem sowieso immer alles komisch vor. (So wie wenn man ein Wort ganz oft hintereinander sagt. Onkel zum Beispiel geht gut, da brauch ich überhaupt nur höchstens vier Wiederhohlungen – Onkel Onkel Onkel Onkel.) Also überleg ich dann doch auch, welches Gelaber da jetzt passend sein könnt, während er in mir herumwerkelt. Weil das muss schon von mir kommen, fühl ich. Erstens muss er ja was arbeiten, sich konzentrieren und zweitens für ihn noch schwieriger, da irgendwie unverfänglich zu starten. So ein ganz normales Gesprächsthema fällt mir immer nie ein. Vielleicht, weil ich selten zum Friseur geh oder mir die Nägel machen lass oder so. Leute, die sich viele solche Dienstleistungen holen, sind da bestimmt abgebrühter. Da macht der eine seine Arbeit und der andere lässt den arbeiten und liest oder denkt nach oder schaut blöd (geht auch beides) oder spielt Handy oder was. In Wahrheit ist das wohl auch dem Arbeitenden am liebsten. Weil das kann man sich ja vorstellen, wie der frisierende Mensch sich freut, wenn zumindest einer von wasweißich zehn zu Frisierenden kurz einmal die Pappen hält. Also beim Friseur is eigentlich eh easy. Da brauch ich nicht viel Übung, da sag ich „ich würd jetzt mein Buch lesen, aber ich bin da, falls Sie reden wollen.“ Wobei auch gar nicht so die Höflichkeit, eher Selbstschutz. Weil das magst dir gut überlegen, welches Gespräch du da anfängst, wo du, wenn du blonde Haare bekommen willst zum Beispiel, vielleicht drei Stunden nicht mehr raus kommst. Jetzt Gynäkologe ganz andere Geschichte. Das dauert nämlich üblicherweise eher nur so ein paar Minuten. Käm mir jetzt auch übertrieben vor, überhaupt ein Buch auf den Stuhl mitzunehmen. Und wenn ich höflich erklären würd – und ohne gehts einfach nicht – dass ich eh da bin, falls er was braucht, is schon wieder vorbei quasi. Aber fieberhaft überleg ich doch immer, ob mir nicht was Passendes einfällt. Aber nix. Eher so, „schön haben Sie‘s hier“, völlig vertrottelt. „Gesegnet ist, wer nichts zu sagen hat und trotzdem schweigt“, sag ich mir dann und laut nix und schau stattdessen ganz interessiert auf den Monitor, auf dem ich eh nie was erkenn, (außer, dass ich mir immer kurz einbild, da is was.) Man unterhält sich ja mit anderen Leuten, die man nicht so gut kennt, aber zum Beispiel weiß, was sie beruflich machen, weil man eben gerade von ihnen verschönert, untersucht oder sonstwas wird, auch oft mal zum Rantasten über das, was die da machen. Nur den Absrpung schaff ich beim Gynäkologen nie rechtzeitig. Aber Hauptsache jetzt, wo ich da im Bett lieg unds viel zu spät is, kommen sie daher, die brennende Fragen, die zumindest halbwegs zu seinem Beruf passen würden. Ob der, wenn der da mit dieser Spreizzange aufmacht, reinsieht bis „Oben“ zum Beispiel und ob er da schon mal erschrocken ist, quasi was das Ärgste, das er je gesehen hat am Ende des Ganges. Oder doch medizinischer, ob ein Muschipilz so Sporen hat wie ein echter Pilz, sowas alles. Klar, das könnt man jetzt googeln und vielleicht wär das weniger peinlich, aber schon irgendwie langweiliger auch. Ich nehm mir mal vor, ich spars mir auf für den nächsten Kontrolltermin. Und wenn ich dann in acht bis zehn Monaten wieder bei ihm rausgeh und später im Bett lieg und mir einfällt, dass ich wieder alles vergessen hab, dann frag ich Dr. Google zumindest das mit dem Schwammerl. Swag.

Andere Länder

Wir segeln so ein bisschen über den Lago Atitlán. Mit einem gewissen John auf seinem Boot. Der hängt recht relaxed in der Ecke, gibt unsrem Axel ziemlich direkt das Ruder in die Hand und chillt seine Basis. Ah da schau her, kommt doch ein bissl ein Wind auf. „Jetzt wollen wir schaun, dass möglichst viele von uns auf der Seite vom Boot sitzen“, sagt der Kapitän und meint mir „der“ Seite eindeutig die, die grad völlig plötzlich ganz weit aus dem Wasser steht, während die, auf der wir uns noch befinden, sich schon quasi auf selber Höhe mit der Wasseroberfläche befindet. Gekreische. Geht sich alles aus. Angeblich sowieso immer, weil ab einer gewissen Kippung fährt der Wind irgendwie drüber oder unten durch jedenfalls nix mit kentern. Naja. Wieder so ein Manöver. Ob das Boot auch weiß, dass es nicht umkippen kann, will ich wissen, während ich mich mit voller Kraft gegen meine Seite stemme. Völlig blödsinnig, is mir klar. „Bist du schon mal am Meer gesegelt?“, fragt jemand unseren Kapitän. Stellt sich heraus, der is noch überhaupt nirgends gesegelt jemals, also bevor er sich’s mit diesem Boot selber beigebracht hat. Ich will nicht wissen, wann das war und find überhaupt, dass das ein Gespräch für an Land ist. Und dabei stresst das alles mich ja nicht so wirklich eigentlich. Schwimmen kann ich. Sowieso, geh ich ja jetzt jeden Tag mit dem Axel im See trainieren. Fürs Surfen nächste Woche. Aber heut hab ich halt ausgerechnet mein Handy mal dabei, wegen Fotos, die ich ohnehin nicht mach. Und ein bissi stresst mich vielleicht auch der 6-jährige Jake, der da herumspringt, wie ein kleiner Affe auf Amphetaminen und ständig die Laber offen hat. Dass der da nochmal reinfallen wird, ins Wasser, stellt John, der auch irgendwie der Vater des Jungen ist, trocken fest. Ja. Vermutlich. Auch egal, schwimmen kann er und sonst würden wir ihn halt rausfischen. Im ersten Moment regt sich mein westeuropäischer Sinn für Erziehung. Dann find ich’s cool eigentlich, dass der Knirps sich ausleben kann und nicht mit irgendwelcher ADHS Medizin zugestopft wird. Was soll schon passieren, irgendwie. Einmal spukt er Saft über die Reeling. Gegen den Wind. Dass das keinen Sinn macht und er das unterlassen soll, sagt sein Vater neutral. „Okay“, Jake nickt. Ich habe das Gefühl, es wird nicht mehr vorkommen. Schon ein guter Fleck Erde, dieses San Pedro. Ich kann nachvollziehen, dass man hier leben will. Oder hängen bleibt. Oder wiederkehrt zumindest. 

Gute alte Zeit

Gestern bin ich so gegen 2:00 Uhr nach Hause gekommen. Zur Mama, weil grad Innsbruck-Besuch. Schon von unten seh ich, es brennt Licht. In allen Fenstern. Eigenartig, sind meine Mama und ihr Mann nämlich die totalen Licht-Ausschalter-Strom-Sparer-Nachhaltigkeits-Fuzzis. Auch liegen die bis Mitternacht spätestens im Bett, wenn sie nicht grad gar nicht schlafen, weil Nachtdienst. Aber gut, der Stiefvater (das klingt mal noch böser als Stiefmutter.. völlig unberechtigter Weise, will ich hier hinzufügen 💜) nicht da heute und da tanzt die Mama-Maus direkt aufm Tisch, denk ich mir beim Stiegen-Raufgehen. Voll der Flashback, weil früher- in meiner Jugendzeit, in meiner bleden- war ich die einzige Pfeife, die damit rechnen musste, egal zu welcher absurden Stunde, rotzfett in die eigene Mutter zu laufen beim Heimkommen. Das hab ich schon als persönlichen Affront empfunden damals, muss ich sagen. Ich mein, heimlich gesoffen und gekifft haben alle, bloß die „normalen“ Eltern von den anderen haben geschlafen, wie sich das auch gehört und wenn die anderen nicht irgendwo hingespieben oder dagegengekracht sind, dann ganz gute Chance unerkannt aus der Nummer rauszukommen. Am nächsten Tag den Kater irgendwie ins Leben integrieren ohnehin ausreichend Herausforderung. Jetzt bei mir völlig andere Geschichte. Acht von zehn mal, traf ich meine Mama bei voller Festbeleuchtung, manchmal sogar mit Musik dabei an, wie sie das Bad putzt, bügelt, was einkocht oder sonstwie herumwerkelt. Das is ja nicht normal bitte! Ich muss vielleicht erwähnen, dass sie dabei, im Gegensatz zu mir, immer völlig nüchtern war, was die Sache noch unfairerer gestaltet hat. Seit vielen, vielen Jahren spielen wir das allerdings schon nicht mehr so, wobeis jetzt ja wurschter wär eigentlich- Erwachsenheit und alles. Ein bissi unwohl is mir fast, ob da was nicht stimmt vielleicht, als ich die Türe aufsperre. Auch auf dieser Seite der Wohnung alle Lichter an. Ich zieh meine Schuhe aus, da fällt mein Blick auf die Ablagefläche der Garderobe. Ich erschrecke. Das passt überhaupt nicht zusammen! Da liegen ein Klobesen und ein Krautkopf nebeneinander! Und obwohl beide frisch gekauft sind und noch nicht ihrem jeweiligen Zweck gedient haben, kann das für mich nur bedeuten, dass meine Mama seit Stunden irgendwo zwischen Tür und Angel, vermutlich bewusstlos, am Boden liegt. Die Braut is in meiner Wahrnehmung nämlich die totale Wegräumerin. Da liegt nie irgendwas irgendwo rum, wo’s nicht hingehört. Und dass weder Kraut noch Klobesen, vor allem aber in Kombination, im Vorzimmer irgendwas verloren haben, ist selbst mir sofort sonnenklar. Ich haste durch den hell erleuchteten Gang, werfe einen Blick in lichtdurchflutetes Bad und Küche, weiter ins Wohnzimmer. Keine Mama weit und breit. Die Tür zum Arbeitszimmer ist angelehnt. Ich öffne sie ohne zu zögern und werde endlich fündig. Da sitzt es, mein Mämchen, schaut auf, nickt mir freundlich zu und antwortet auf meine Frage, was denn da bitte los ist???, sehr sachlich und ein bissl als würde sie mit wem reden, der halt nicht ganz auf der Höhe ist: „Ich muss nur noch meine Überweisungen fertig machen.“ Na dann is ja gut. 

WTF??

Hat mich doch tatsächlich ein Hund angeschifft. Eine Überschrift fällt mir dazu nicht ein. Ich bin markiert worden!!! Das muss man sich mal vorstellen bitte!!! Und jetzt nicht so, dass ich da irgendwie stocksteif in einem Wäldchen gestanden und Baum gespielt hätte, um die Töle in die Irre zu führen oder was, nein nein. In der Westbahnstraße hock ich ganz gesittet auf dem Boden. Damit sich der Kreis schließt nämlich zu meinen Freunden, die auf so einem Schaufensterbankl sitzen. Man will sich ja sehen und unterhalten können beim Biertrinken. Ja und da kommt er angestartet. Eh so ein recht schicker Hund eigentlich, groß und dunkelbraun. Mit den Sorten kenn ich mich nicht wirklich aus, ich glaub Pedigree oder so. Egal, irgendwas labradormäßiges jedenfalls. Und geht der an mir vorbei ein bissl und ich denk mir grad, eigentlich bin ich eh immer sehr entspannt mit denen, obwohl ich ja Hunde nicht besonders mag. Und klar, wenn man sich nicht für die interessiert, dann kommen die immer extra. Wie bei Kindern auch. Die wollen das gar nicht, das beschaselt werden. Das ist langweilig, weil zu einfach. Da ist das Desinteresse eher der Ansporn, da denken sich die wahrscheinlich: Das werma scho sehn, ob ich die mit dem Herz aus Stein nicht erobern kann mit meinen großen, feuchten Kulleraugen. Und ich sag immer gern, ich mag Hunde nicht und Punkt. Tatsächlich ist das natürlich sehr pauschal gesprochen. Also klar, bei entweder-oder Katze-Hund, dann immer die Katze. Mich stört ja eher, wenn Leute Hunde so als Kinderersatz verwenden. Also ich erlaub mir da kein Urteil (oder nur ein sehr kleines) aber erzogen gehören die dann halt auch, find ich! Und wenn man da keinen Bock drauf hat, oder was weiß ich, auf antiautoritär gebürstet ist, dann sollt mans bleiben lassen. Dann besser die Katze. Da kannst dir die Mühe gleich sparen, die macht am Ende eh was sie will. Egal, zurück zu mir. In der Sekunde, wo ich mir also für meine Toleranz auf die Schulter klopfe innerlich, da fühl ichs warm am Rücken. Also eigentlich seh ich die ungläubigen Gesichter so einen Bruchteil bevor’s ankommt. Einerseits, weil ich ein optischer Typ bin vielleicht, außerdem die Augen ja recht weit vorn im Körper. Andererseits, weil ich so ein dünnes Jackerl anhab und das braucht einen Moment bis es durchsickert. Wie auch immer, es passiert tatsächlich. Und dann is es auch schon wieder vorbei und der Hund schleicht sich, als wäre nichts gewesen, von Dannen. Ich fress mein Leben nicht. Hat der jetzt wirklich?, fragen die Freunde. Ja, hat er. Dass er ein Arschloch is, ruf ich ihm noch hinterher und wo sein Drecks-Herrl is, will ich auch wissen. Wir sind fassungslos. Die Vanessa reagiert als erste, „oft bist der Hund, oft bist der Baum“. Ich kann noch nicht so richtig drüber lachen. Irgendein Dude, der’s auch gesehn hat, erklärt sich bereit, den Besitzer aus dem Lokal zu holen. Er wüsste wer das is, nämlich eh ein Trottel. Selbiger kommt dann tatsächlich ungefähr sieben Minuten später mit einer Küchenrolle im Anschlag und entschuldigt sich lahmarschig bei einem Mädchen, das nicht ich bin. Der Abhole-Dude korrigiert ihn in meine Richtung. „Sorry“, sagt der Hundebesitzer, jetzt sogar noch ein bissl weniger enthusiastisch als bei der, die gar nicht beschifft wurde. Er reicht mir eine Abteilung Küchenrolle. Die brauch ich jetzt auch nimmer, is schon fast alles getrocknet und die Jacke ausgezogen. Mehr hat er offensichtlich nicht zu bieten, also leg ich los. Bei mir is auch schon ein bisschen verraucht der Erst-Ärger. Also direkt danach, hätt ich den in die Finger bekommen, wer weiß. Jetzt denk ich mir, dass wüste Beschimpfung oder Schläge auch nix mehr bringen und sag recht sachlich, dass man seinen Hund doch bitte erziehen muss oder an die Leine. Der lethargische Jimmy-Lässig erwidert, das könne man nicht, wie solle das gehen? Dann wieder ich, dass das ja wohl nicht sein Ernst sein kann, ich jedenfalls hätte noch nie von jemandem gehört, der von einem Hund bepinkelt worden ist. Nicht miteinberechnet, dass man sich einen frisch geschlüpften Welpen auf den Schoß setzt natürlich. „Der is erst 16 Monate“, sagt der Hundeexperte. Wann er denn vorhätte mit der Erziehung anzufangen, will ich wissen. Da weiß er keine Antwort drauf. Ich seh ihm an, dass er sich denkt, dass ich hier die depperte Tussi bin, die sich wegen jeder Kleinigkeit gleich aufpudeln muss. Naja. Ich weiß jetzt zumindest aus allererster Hand, dass es sich sehr erniedrigend anfühlt, anuriniert (oder beuriniert?) zu werden. Auch wenn’s nur von einem Hund kommt. Oder gerade deswegen.

Das ist Wien.

Geh ich über den Stephansplatz und komm an 2 Fiakern vorbei, die sich voll fetzen. Also die Fiaker-Fahrer halt, nicht die Pferde. Die stehen nur in der Hitze und fragen sich wahrscheinlich, ob das schon alles im Leben ist. „Wieso emotioniert di des so wahnsinnig“, der ruhigere von den Streithanseln. „Wois ma am Oasch geht!!!“ Brüllt der mit der roten Glatze und den, sagen wir mal, nicht mit übertriebener Professionalität gestochenen Tribals auf den Unterarmen. Ui und eines is im Nacken. Ich setz mich dazu. Also nicht dazu dazu aber so, dass ich’s mitkrieg. Wird witzig, glaub ich. Das geht so hin und her der Rote wird immer röter, der andere, der eigentlich irgendwie smooth ausschaut, Haare schön und alles, kaut an seiner Zigarette herum und gibt eher so psychologisches von sich „heast, des konst ma ned azöhn, dass da do ned um no wos ondas a geht.“ Und da is er schon am richtigen Weg, glaub ich, weil, dass da noch was tiefer liegt beim Kollegen Fleischhaube, hätt ich mir rein instinktiv auch gedacht. Der kippt jetzt jedenfalls einen Wasserkübel über einen anderen. Von zusammenschütten könnte man reden, wär weniger Rage im Spiel. Die Kübel stehen übrigens am Rand, da wo wir sitzen Bzw. rumpelstilzchen-mäßig herumspringen, nicht vor den Pferden. Die haben wohl schon genug getrunken. Wie auch immer. Ein bissl ausgepowert setzt er sich jetzt in seine Kutsche und holt sich eine Zigarette von hinterm Ohr. Der Therapeut entscheidet sich amikal und doch irgendwie in Hab-Acht-Stellung an der offene Kutschentür zu lehnen. Am besten find ich, dass ihnen so grundsätzlich völlig powidl is, wie sich das auf potentielle Kundschaft auswirken könnt. Ich mein jetzt auch zu verstehen, dass es gar nicht um was zwischen den beiden geht, sondern wen anderen oder auch grundsätzlich. Also mehr so Gossip auf Arbeit halt. Da holt der Rohrspatz tief Luft und ich glaub jetzt kommt ein bisschen Licht ins Dunkle, starten plötzlich zwei Touris daher und wollen doch tatsächlich mitfahren. Der Typ atmet geräuschvoll wieder aus, legt das unmotivierteste Gesicht auf, dass ich in den letzten Woche auf irgendwem gesehen hab, steigt grußlos an den Touristen vorbei aus, setzt sich auf den Bock/Fahrersitz oder wie das heißt und fährt los. Den männlichen Touristen, der wohl nicht mit dem Kaltstart gerechnet hat, setzts ein bissl abrupt auf die Bank. Willkommen in Wien. 

Jetzt bin ich glatt…

…im Zug. Echt, da kommt monatelang nix von mir und dann: Tara! -ausm Zug. Das einzige, das mich wirklich inspiriert irgendwie scheinbar. Und natürlich geschenkte Zeit und so. Die ganzen fast viereinhalb Stunden werd ich schlafen, hab ich mir ursprünglich gedacht. Also eh scho wissen, chillen- schlafen geht ja nicht im Sitzen. Stellt sich heraus, im Stehen auch nicht. Ab Meidling is original gar nix mehr gangen. In jedem Sinne des Wortes. Nix vor, nix zurück, mitten im Gang stehn. Gut, tun wir halt bissi Leut‘ schaun. Lustig die verschiedenen Ansätze auch. Irgendwelche gibt’s immer, die einer absurden Hoffnung nachjagen. Die veranlasst sie dazu, sich an jedem Körper vorbei- – mit Taschen und Rollkoffern fast schon durch die einzelnen Personen und deren Taschen und Rollkoffer durch -zuschieben. Und wenn man die fragt, ob sie, in der für sie so verheißungsvollen Richtung, was reserviert haben, dann sagen die Sachen wie: „Ich hoff, dass im Speisewagen noch was frei is“. Und ich denk mir so, liab eigentlich, diese reine, unschuldige Hoffnung. Ich schüttle dann milde den Kopf, blick denen tief in die Augen und sag ganz sanft: „Ich glaube nicht.“ Dann schaun die wiederum ganz verwirrt aus ihren Kuh-Augen und bleiben meist wo sie sind. Gut, da geht jetzt auch wirklich nix mehr durch, so direkt am Ende vom Wagon vorm Speisewagen. Klar, da stehn alle, die lieber stehen, als sich ein safti für einen Sitzplatz zu kaufen. Davon gibt’s hier wies ausschaut eine Menge. Könntest glatt vier Speisewägen befülln mit soviel Geizkrägen. Ja Wurscht, ich sitz mittlerweile so gegenüber von einem Gepäcks-Aufbewahrungs-Teil, Wagon mittig auf dem Boden. Das ist ganz gut eigentlich. Vor allem, weils schließlich schlimmer sein könnt. Zum Beispiel muss ich nicht akut aufs Klo. Dass sich der Zustand mit der Zeit verändern könnt, ist was, was ich mir gedanklich für später aufheb. Auch hab ich kein Kind, Hund, Ikea Kastl (ja ich hab wen gesehen, der mit sowas am Start is-noch nicht aufgebaut zwar aber trotzdem) oder sonstiges dabei und auch nicht in meiner unmittelbaren Nähe. Läuft bei mir eigentlich. Apropos laufen: einmal, recht am Anfang, hab ich mir kurz gedacht, vielleicht schnell raus ausm Zug im nächsten Bahnhof und zurücklaufen und in den zweiten Zug, der dranhängt und dann ab Salzburg nicht mehr mitfährt und dann halt wieder zurück. Nur ist die Hinstrecke eher weit, 3-4 Wagons und dann noch eine Lok. Und der nächste Bahnhof is St. Pölten. Und da will ich nicht am Bahnhof hängen bleiben, bis der nächste überfüllte Zug kommt. In den ich dann nicht reinkomm. Und der nächste. Und der nächste. Dann wär’s echt over. Gestrandet in St. Pölten. 

Ich bin…

…ständig hin und her gerissen zwischen irgendwas. Hab ich das Gefühl. Also auch nur im Moment wahrscheinlich, weil wenn mir fad wär im Hirn grad, tät ich mir sicher wieder wünschen, es würd was passieren. Mal eine Entscheidung zu treffen oder so. Man kanns mir nicht recht machen. Oder besser: ich kanns mir selbst nicht recht machen. Also jetzt was Arbeit betrifft zum Beispiel. Ich bin immer hin und her zwischen körperlicher und geistiger. Was von beiden ich besser find und so. Ganz einfach: immer das was ich grad nicht mach, find ich besser. War glaub ich schon immer so übrigens. Also auch in meiner Jugendzeit in meiner bleden. Ich erinnere mich da an so Skitourenwochen. Nicht ganze Wochen am Stück, mehr mal Semesterferien, mal Ostern, die Ecke. Und das war auch immer Mega, das Rundherum, die Leute und so, aber jetzt mal nur auf die Momente beim Raufgehen, sprich Anstrengung also Arbeit bezogen, da weiß ich noch, hab ich mir gedacht, boah, eigentlich wär chilliger jetzt Matheschularbeit schreiben (Matheschularbeit natürlich, weil die schlimmste unter den Schularbeiten). Würd man zumindest wo sitzen und nur der Kopf müsst was tun. Wär nicht so anstrengend. Völlig absurd natürlich. Gut, das war wahrscheinlich auch nicht bei jeder Skitour der Fall- umgekehrt schon. Also was ich bei diesen Matheschularbeiten Zeit verbracht hab mit Nachdenken über wieviel besser, im Vergleich zu hier Kopf zerbrechen, jetzt anstrengender Sport wär..puh. Da wär sich manchmal vielleicht fast noch ein Beispiel ausgegangen, oder zumindest ein halbes. Egal, ich versuch mir das dann natürlich zu merken, fürs nächste Mal und so aber das is zu abstrakt. Schon eigenartig so ein Mensch. Als kleines Kind hab ich schon gelernt, dass bei schlimmen Optionen – wie jetzt zum Beispiel ultimativ speib-übel oder krass Kopfweh – immer das besser wär, was ich grad nicht hab. Vermeintlich natürlich nur. Aber erklär das mal einer Fünfjährigen…

Wer ist hier das Opfer?

Folgendes: ich steh am Bahngleis in Meidling und warte auf meinen Zug gen Innsbruck. Bissele müde auch, weil so früh schon aufgestanden, was ich sonst im Alltag grundsätzlich eher vermeide, Kaffee in der Hand, Sonne im Gesicht, soweit alles gut. So ein langer Zug ist das, der in Innsbruck geteilt wird und dann mit der Hälfte weiter in die Schweiz. Steh ich da also, kommt ein Typ daher. Blaue Augen, bissi Bart, Mittelgroß, Mitte Vierzig, normal. Vielleicht einen Tick auf der abgenudelten Seite kleidungstechnisch, heißt aber in meinen Augen immer nix, weil erstens schau mich oft an und zweitens grundsätzlich. Jedenfalls is er in Eile, deutet zu meinem noch leeren Gleis und fragt, ob ich den Zug nehme, der da gleich kommt. Jup, nach Innsbruck. Ah, meint er, perfekt, er muss nach Linz und ich ihm acht Euro leihen, weil er seine Ermäßigungskarte vergessen hat, direkt von der Nachtschicht kommend und alles. In Linz krieg ich die dann wieder, inklusive einem guten Kaffee. Dabei betont er das ‚guten‘ und schaut latent abschätzig aber mit Augenzwinkern auf meinen Ströck-Becher. Ich zögere keine Sekunde. Seit ich hinter der Bar stehe, hab ich auch so gut wie immer Bargeld (dā) am Start. Jetzt gut, natürlich keine acht Euro aber einen Zehner was auch geht, meint er, krieg ich später halt zehn zurück, seine Frau wird’s mir danken, die steht dann in Linz am Bahnsteig. Dann läuft er los, in zwei Minuten fährt der Zug ein, was sich ausgeht, weil dann steht er zusätzliche zwei Minuten und direkt die Treppen runter sei ein Automat, bis gleich. Der Zug kommt, ich steige ein. Nicht allerdings dort, wo ich gewartet hab, sondern weiter hinten, an der Lock vorbei im zweiten Teil. Ich hab mich noch nicht entschieden, ob ich die Geschichte von dem Typen glaube, tendiere aber dazu, rein vom Gefühl her. Also so von vorgestern bin ich ja nicht, dass ich mich nicht auskenn mit Trick siebzehn oder irgendwelchen anderen Nummern. Im Moment als er „gefragt“ hat, hab ich auch direkt berechnet, dass es wohl wahrscheinlicher ist, dass es der Kollege doch nicht in den Zug schafft, wenn man so will und trotzdem wollt ich ihm direkt aushelfen. Gut, zum einen verfolge ich das Prinzip, wenn ich mich dafür entscheide, jemandem Geld zu borgen, dann immer nur unter der Vorstellung gut damit leben zu können, es nicht wieder zurückzubekommen. Alles andere, stell ich mir vor, macht einen potentiell bitter, außerdem will ich ja auch keine Bank sein. Von daher bin ich jedenfalls auf der sicheren Seite, aber eben doch gespannt, wie das ausgeht und vor allem ob ich’s jemals herausfinden werd. Momentan bin ich schließlich im falschen Zug und sollte er tatsächlich eingestiegen sein, sucht er mich da vorne vergebens. Ich entscheide mich spontan und kurz bevor ich, so halb auf meiner Tasche liegend, fast ein bissl wegbüsel, in St. Pölten den Kopf rauszustrecken, um zu sehen, ob er das vielleicht auch tut. Hält er aber nicht lang der Zug und ich kann nix entdecken. Ich frage den Schaffner, der direkt vor mir auf der Plattform steht, wie weit der vordere Zug entfernt ist. Gleich der übernächste Wagon ist die Lok, erklärt er mir und fragt, ob ich wechseln will. Dabei schaut er auf seine Uhr, eigentlich darf er mir das gar nicht mehr vorschlagen, sondern sollt in sein Pfeiferl blasen. Ich hab meine Sachen ohnehin am Platz, sag nein danke, alles cool, is eine schräge Geschichte. Er liebt schräge Geschichten, sagt er. Ich warte also, bis er seine Arbeit getan hat (laut in eine Pfeife blasen, eigentlich auch chillige Hackn, vermutlich sieht er das genauso, ist jedenfalls schwer sympathisch und gut drauf) und einsteigt. Losschießen mit meiner Geschichte soll ich, sagt er. Ich erzähl ihm also, wie ich da steh, auf Höhe vom hinteren Teil vom vorderen Zug und so ein netter Typ daherkommt und seinen Ausweis vergessen hat. Der Schaffner nickt und lächelt, fragt mich, ob der ein bissl so ausschaut wie er selbst. Jetzt wo er’s sagt, stimmt eigentlich. Mir ist natürlich klar, was das heißt. Trotzdem hör ich mir gern die Story an, dass der Schaffner den schon seit 10 Jahren kennt und vice versa, dass er ihn, wenn er ihn sieht vertreibt oder der andere eh von selber abhaut und dass man ihm aber nie was nachweisen kann, schließlich klaut er nix und ist nicht ungut. Der lebt scheinbar davon, erklärt mir der Schaffner und dass es ihm leid tut für mich. Mir kommt vor, das sagt er ein bissl deswegen, weil man das halt so sagt. Eigentlich glaub ich, sind wir beide ein bissl Fan von dem Gschichtl-Drucker irgendwie, weil er so gut ist in dem was er tut und so authentisch. Außerdem bin ich überzeugt, dass nicht alles gelogen war und es eine Frau/Mann/Kind/Freunde gibt, die’s mir tatsächlich danken werden. Jedenfalls lachen wir viel, der Schaffner und ich und ich bin froh, mir jetzt keine Gedanken mehr machen zu müssen, wies nun wirklich gewesen ist. Wenig später kommt er mein Ticket kontrollieren und fragt nebenbei, ob ich ihm acht Euro leihen kann. Ich kichere. Dass ich meine Vorteilscard vergessen hab, lässt er charmant unter den Tisch fallen.

Gestern im VR-Café 

Virtual-Reality nämlich. Alter Verwalter… da kommst du rein, denkst dir erstmal, was sind denn das für Nerds, da gehör ich jedenfalls sicher nicht hin und so. Stehn die vereinzelt herum mit so einer riesigen Brille am Hirn und in jeder Hand einen Controller oder wie das heißt und schaun aus wie die größten Dödels überhaupt. Da bewegen sie sich so ein bissl auf ihren drei Quadratmetern und du siehst auf dem Bildschirm, was der Spieler sieht, nur anders als der selbst, siehst du ja vor allem den Spieler von Außen, der in jedem Fall, auch wenn er sich wahrscheinlich cool vorkommt und ein richtig guter „Gamer“ is, in echt wie ein Eierkopf ausschaut, die nichtvorhandene Waffe am nichtvorhandenen Gürtel ladend und so. Da krieg ich direkt so ein Dystopie-Gefühl. Jaja, denk ich mir, traurig, wie weit wir schon gekommen sind. Früher haben sich die Menschen noch zu Spieleabenden getroffen, oder was weiß ich, eine Runde Ochs-am-Berg. Da gab’s noch Reibung, Interaktion, blaue Flecken und so. Jetzt, in der Zukunft quasi, steht da jeder für sich, ballert auf was das gar nicht da ist, ihm aber vermutlich realer vorkommt als die echte Welt. Das einzige, was mir Hoffnung macht, ist eben, dass er dabei so übertrieben vertrottelt aussieht. Solange also immer jemand da ist, der das von Außen beobachtet, kann nicht soviel passieren- richtig gefährlich wird’s wahrscheinlich erst, wenn alle gleichzeitig eine Brille aufhaben und’s deshalb keinen mehr gibt, der mit dem Finger draufzeigt und sich abhaut. Überleg ich mir also alles, während ich versuche, mich auf die Einschulung-für was welcher Knopf am Controller ist-zu konzentrieren. Gar nicht so kompliziert wahrscheinlich, also es gibt hinten für den Zeigefinger was zum schießen, dann links für den Mittelfinger was zum greifen (Autotüren aufmachen, Sachen vom Boden aufheben und so), dann wichtig so ein kleiner für den Daumen zum gehen und noch ein großer drunter, da fällt das leere Magazin aus der Waffe und dann Bewegung zum Gürtel und ladet schon nach. Aha. Wie er sich das vorstellt, dass ich da gehe durch Knopfdruck und dafür unterdrücke in Echt zu gehen, frag ich unseren Betreuer. Er meint, das würde sich ganz von allein ergeben, außerdem gibt’s ein Gitter, dann in virtuell, das die Begrenzung vom echten Spielraum anzeigt. Der hat mir eindeutig noch nie beim MarioKart spielen zugeschaut. Da lenk ich nämlich auch mit dem ganzen Körper, dass es mich grad und grad nicht von der Couch haut und dabei seh ich sogar jederzeit genau wo die aufhört. Und dann geht’s schon los. Schuhe aus und auf den Teppich. Ich bin schon ein bissl aufgeregt, irgendwie kann ich mir das alles nicht so recht vorstellen. Dann gleich der erste Schock, darf meine Freundin und Gleichgesinnte im Kampf gegen die Zombies nicht auf das selbe Teppichareal wie ich. Die kriegt ihren eigenen Teppich einen halben Raum weiter. Ich protestiere. Das mit dem Alleinsein war so nicht ausgemacht. Der Erklärungsdude erklärt, während er mir die Brille aufsetzt, dass wir ja virtuell eh zusammen sind und uns auch sprechen und hören können über das in der Brille integrierte Headset. Da steh ich schon in der Wüste auf irgendeinem Felsen. Mutterseelenallein. Ich ruf nach meiner Freundin. Die kriegt ihre Brille erst aber hört mich auch so. Ich betrachte meine Hände. Die sind irgendwie schirch und bei den Handgelenken abgehackt und schweben da so in der Luft. Ich schau an mir hinunter. Füße oder sonst irgendwie Körper hab ich offensichtlich keinen. Der Dude sagt, ich solle mich mal umschauen. Ich erschrecke. Ich mein, man muss sich vorstellen, ich steh da allein unter freiem Himmel, in Arizona vielleicht und über mir kreist der ein oder andere Geier durchs Blau und plötzlich ist direkt neben mir klar und deutlich eine Stimme, die keinen Körper hat aber eindeutig zu mir spricht und mir Anweisungen gibt. Zu der Kiste links und mir die Waffe nehmen, die da drin ist, sagt die Stimme. Mach ich das halt und sofort grünes Gitter. Mit dem Knopf gehen, nicht mit den Beinen. Ich hab ihn aber gewarnt, sag ich nach rechts zum Felsen, wo die Stimme herkommt. Dann also Waffe mit Greifknopf aus Kiste nehmen. Ich schreie. Steht plötzlich direkt neben, fast ein bissl in mir eine irgendwie krumme hässliche Gestalt mit einem komisch rußigen Gesicht, unstylischen Klamotten und einem Bauarbeiterhelm. Ich schieße sofort drauf los. Dass das meine Partnerin ist, sagt die Stimme. Ich muss lachen und frag meine Freundin, warum sie so scheiße ausschaut und dass sie mal aufrecht stehen könnte. Sie antwortet irgendwas mit Glashaus, wahrscheinlich sieht hier jeder Avatar gleich aus. Sie geht voran Richtung Treppe in den Canyon, ich hintendrein bis zum Gitter. Dann erinner ich mich an den Bewegungsknopf und schieß meiner Freundin in den Hinterkopf. Ich entschuldige mich kichernd. Man kann seine Partner nicht umbringen, was ich sehr intelligent programmiert finde, vor allem, wenn die als Zombies getarnt sind. Dann kommen auch schon die echten Zombies. Da erkennt man nun doch einen Unterschied, das sind nämlich großteils blutige, mitunter leicht angefaulte Frauen in Bikinis. Weit und breit kein Wasser übrigens, also für was die sich da vor ihrem Ableben angezogen haben, würd ich gern mal wissen. Ich frage die allwissende Stimme auf dem Off. Sagt irgendwas von irgendwelchen Männern, die sich sowas ausdenken. Aha, sag ich und schieß einer weiteren Bikini-Zombie-Frau ins Gesicht, bevor sie meine Freundin zerfleischt, die gerade abgelenkt ist, weil sie im Kofferraum eines Polizeiautos Munition gefunden hat. Irgendjemand muss es ja tun.

Neulich…

… zum Beispiel, geh ich nach der Arbeit noch mit mir selbst was trinken. Ah da schau her, neue Bar, hab ich schon davon gehört und jetzt komm ich da zufällig dran vorbei, kann ich ja gleich mal einkehren auch. Gedacht getan und eh cooler Laden, gute Stimmung, passt alles. Ich steh an der Bar, wo ich mich immer am schnellsten daheim fühle und laber mit den Barkeepern über dies und das- schön das Leben, schwer der Beruf und alles. Kommt ein Mädl von schräg rechts, redet mich an, is schon ein bissl banane aber nicht ungut. Völlig in Ordnung, dass sie einen im Tee hat übrigens, es ist nach 2 Uhr früh und wir sind in einer Bar, nur ich eben nüchtern, was mir jetzt naturgemäß stärker auffällt als ihr. Sie beginnt mir Komplimente zu machen, ich kann nicht genau sagen, ob das Masche ist und falls schon- glatt oder verkehrt, da küsst sie mich einfach. Nix bussibussi schon richtig. Ich find das irgendwie übergriffig, aber jetzt nicht so dreist, wie wenn’s von einem Typen gekommen wär, warum das so ist, weiß ich eigentlich auch nicht genau, wahrscheinlich ein verschrobenes Solidaritätsding. Jedenfalls kriegt sie nicht sofort eine auf den Deckel und das war vielleicht schon der Fehler. Ich schieb sie also freundlich aus meinem Gesicht, da schaut sie mich so pitzelig an und meldet, dass ich mich doch mal richtig fallen lassen soll jetzt hier. Ich erkläre ihr, dass ich mich grad hier und jetzt nicht so danach fühle, der Zustand für mich aber frei gewählt ergo völlig in Ordnung ist. Vielleicht hört sie nicht so gut oder zumindest nicht zu, jedenfalls schmust sie mich direkt nocheinmal an. Ich nehm sie also an den Schultern und schieb sie, jetzt schon eine Ecke bestimmter, einen halben Meter von mir weg. Dann sag ich irgendwas von wegen, nimm’s nicht persönlich, alles cool, stell aber klar, dass ich eben wirklich keine Lust hab, da jetzt mit ihr herumzumachen. Da dreht sich plötzlich was um, wie soll ich sagen, so von lieb zur dunklen Seite der Macht und sie sagt, „hab ich gar nicht gewusst, dass es zweitausendachtzehn noch so verklemmte Frauen gibt- echt traurig sowas!“ Mir steht der Mund offen. Ich bild mir ja grundsätzlich ein schlagfertig zu sein aber jetzt fällt mir nix ein oder eben nicht schnell genug. Das wär natürlich die Definition von Schlagfertigkeit, weil sich bis übermorgen was überlegen, das kann ja jede. Aber mit sowas rechnest du halt auch nicht. Selber eher auf ‚hey Schwester alles locker‘ eingestellt und da kommt die mir mit der vorsintflutlichsten Chauvi-Scheiße überhaupt. Ich also noch damit beschäftigt, wahrzunehmen, wie mir das Heu vom Dach fliegt, da setzt sie noch nach, dass sie mir alles Gute wünscht, was sich nach ziemlich genau dem Gegenteil anhört, dreht sich um und geht, wie um mich jetzt mit ihrer Abwesenheit für mein Verhalten zu bestrafen. Verkehrte Welt. 

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