…ihres eigenen Universums, eh logisch. Es gibt Tage oder wohl eher Momente, da ist mir das voll bewusst irgendwie. Und dann beobacht ich die Frau an der Kassa im Spar zum Beispiel und dann flasht mich das. Also sie begrüßt mich und schaut so den Bruchteil einer Sekunde hoch, weil das, nehm ich mal an, Teil ihrer Job-Description is und ich denk mir, schau an, da sitzt sie. Und da haben wir eigentlich überhaupt nix miteinander zu tun, außer, dass sie meine Eier und Strumpfhosen über das Band zieht-wobei, so oft wie ich in den Spar renn, ergibt das eh einiges an Schnittstellen genaugenommen. Egal, sie ist mir also eigentlich ein bissl wurscht, wir haben auch nicht so den vibe, anders übrigens, als damals noch im Zielpunkt die Wurst-Theken-Frau, die war mir überhaupt nicht wurscht, im Gegenteil, die vermiss ich, die war die vielleicht großartigste Frau überhaupt und ich hab sie nie um ihren Namen oder gar ihre Nummer gefragt, weil ich Angst gehabt hab, dass sie mich komisch findet. Vielleicht hab ich mir auch gedacht, dass die soviel Leben hat, außerhalb vom Zielpunkt, also quasi eh schon Sozialstress, dass die mich da jetzt nicht auch noch braucht und unsere Beziehung wahrscheinlich lieber an der Wursttheke belassen will. Wie auch immer, da siehst du mal, das muss schon an der Ausstrahlung gelegen haben. Weil klar war die in Fleischfragen kompetent und insgesamt freundlich, aber das sind ja eh die Meisten. Ich hab bei der immer das Gefühl gehabt, die ist genau da wo sie sein will. Nicht weil sie muss, oder nix anderes gelernt hat oder was. Die könnt Bundeskanzlerin oder CEO von wasweißich auch machen, da wett ich was. Und das ist wohl der springende Punkt: Die hat so eine „do what you like- like what you do“-Aura, da komm ich gar nicht auf die Idee, die könnt irgendwas anderes als der Mittelpunkt des Universums sein. Weil es gibt Tage, da hab ich so den Fokus auf mir selbst, da kommts mir vor, als wären alle andern nur Komparsen. Also sind sie ja auch, je nach Blickwinkel, genauso wie ich nur Komparsin bin in deren Leben. Nur eben niemals mit so Menschen wie der wunderbaren Wurstfachverkäuferin. Die würd ans Set kommen, weil sie in der Zeitung gelesen hat, dass die für eine Kaffehausszene noch Leute suchen, die im Hintergrund an den Tischen sitzen und sie sich spontan gedacht hat, „das klingt lustig, das schau ich mir mal an.“ Und dann würd sie da sitzen, fast schon in der Unschärfe und dann würd der Regisseur, wenn er halbwegs kompetent is, gleich nach dem ersten Take einsehen, dass sie viel zu präsent ist, also vor lauter „aktiv da“, den Fokus von der eigentlichen Handlung abzieht und dann würd er sie entweder nach Hause schicken oder ihr, was mir wahrscheinlicher vorkommt, direkt eine Hauptrolle verpassen und dann geht’s zack zack, Cannes, San Sebastian, roter Teppich und alles…