Hat mich doch tatsächlich ein Hund angeschifft. Eine Überschrift fällt mir dazu nicht ein. Ich bin markiert worden!!! Das muss man sich mal vorstellen bitte!!! Und jetzt nicht so, dass ich da irgendwie stocksteif in einem Wäldchen gestanden und Baum gespielt hätte, um die Töle in die Irre zu führen oder was, nein nein. In der Westbahnstraße hock ich ganz gesittet auf dem Boden. Damit sich der Kreis schließt nämlich zu meinen Freunden, die auf so einem Schaufensterbankl sitzen. Man will sich ja sehen und unterhalten können beim Biertrinken. Ja und da kommt er angestartet. Eh so ein recht schicker Hund eigentlich, groß und dunkelbraun. Mit den Sorten kenn ich mich nicht wirklich aus, ich glaub Pedigree oder so. Egal, irgendwas labradormäßiges jedenfalls. Und geht der an mir vorbei ein bissl und ich denk mir grad, eigentlich bin ich eh immer sehr entspannt mit denen, obwohl ich ja Hunde nicht besonders mag. Und klar, wenn man sich nicht für die interessiert, dann kommen die immer extra. Wie bei Kindern auch. Die wollen das gar nicht, das beschaselt werden. Das ist langweilig, weil zu einfach. Da ist das Desinteresse eher der Ansporn, da denken sich die wahrscheinlich: Das werma scho sehn, ob ich die mit dem Herz aus Stein nicht erobern kann mit meinen großen, feuchten Kulleraugen. Und ich sag immer gern, ich mag Hunde nicht und Punkt. Tatsächlich ist das natürlich sehr pauschal gesprochen. Also klar, bei entweder-oder Katze-Hund, dann immer die Katze. Mich stört ja eher, wenn Leute Hunde so als Kinderersatz verwenden. Also ich erlaub mir da kein Urteil (oder nur ein sehr kleines) aber erzogen gehören die dann halt auch, find ich! Und wenn man da keinen Bock drauf hat, oder was weiß ich, auf antiautoritär gebürstet ist, dann sollt mans bleiben lassen. Dann besser die Katze. Da kannst dir die Mühe gleich sparen, die macht am Ende eh was sie will. Egal, zurück zu mir. In der Sekunde, wo ich mir also für meine Toleranz auf die Schulter klopfe innerlich, da fühl ichs warm am Rücken. Also eigentlich seh ich die ungläubigen Gesichter so einen Bruchteil bevor’s ankommt. Einerseits, weil ich ein optischer Typ bin vielleicht, außerdem die Augen ja recht weit vorn im Körper. Andererseits, weil ich so ein dünnes Jackerl anhab und das braucht einen Moment bis es durchsickert. Wie auch immer, es passiert tatsächlich. Und dann is es auch schon wieder vorbei und der Hund schleicht sich, als wäre nichts gewesen, von Dannen. Ich fress mein Leben nicht. Hat der jetzt wirklich?, fragen die Freunde. Ja, hat er. Dass er ein Arschloch is, ruf ich ihm noch hinterher und wo sein Drecks-Herrl is, will ich auch wissen. Wir sind fassungslos. Die Vanessa reagiert als erste, „oft bist der Hund, oft bist der Baum“. Ich kann noch nicht so richtig drüber lachen. Irgendein Dude, der’s auch gesehn hat, erklärt sich bereit, den Besitzer aus dem Lokal zu holen. Er wüsste wer das is, nämlich eh ein Trottel. Selbiger kommt dann tatsächlich ungefähr sieben Minuten später mit einer Küchenrolle im Anschlag und entschuldigt sich lahmarschig bei einem Mädchen, das nicht ich bin. Der Abhole-Dude korrigiert ihn in meine Richtung. „Sorry“, sagt der Hundebesitzer, jetzt sogar noch ein bissl weniger enthusiastisch als bei der, die gar nicht beschifft wurde. Er reicht mir eine Abteilung Küchenrolle. Die brauch ich jetzt auch nimmer, is schon fast alles getrocknet und die Jacke ausgezogen. Mehr hat er offensichtlich nicht zu bieten, also leg ich los. Bei mir is auch schon ein bisschen verraucht der Erst-Ärger. Also direkt danach, hätt ich den in die Finger bekommen, wer weiß. Jetzt denk ich mir, dass wüste Beschimpfung oder Schläge auch nix mehr bringen und sag recht sachlich, dass man seinen Hund doch bitte erziehen muss oder an die Leine. Der lethargische Jimmy-Lässig erwidert, das könne man nicht, wie solle das gehen? Dann wieder ich, dass das ja wohl nicht sein Ernst sein kann, ich jedenfalls hätte noch nie von jemandem gehört, der von einem Hund bepinkelt worden ist. Nicht miteinberechnet, dass man sich einen frisch geschlüpften Welpen auf den Schoß setzt natürlich. „Der is erst 16 Monate“, sagt der Hundeexperte. Wann er denn vorhätte mit der Erziehung anzufangen, will ich wissen. Da weiß er keine Antwort drauf. Ich seh ihm an, dass er sich denkt, dass ich hier die depperte Tussi bin, die sich wegen jeder Kleinigkeit gleich aufpudeln muss. Naja. Ich weiß jetzt zumindest aus allererster Hand, dass es sich sehr erniedrigend anfühlt, anuriniert (oder beuriniert?) zu werden. Auch wenn’s nur von einem Hund kommt. Oder gerade deswegen.